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13.9.05

Immer druff auf die CSU, jetzt auch mit dpa

Och Gottchen, die CSU wird vom versammelten Standgericht der Bloggerschaft gerade erlegt, weil Sie 300.000 Mails verschicken will - erstmal z.B. die gediegene, solide Variante bei Indiskretion Ehrensache lesen oder gleich die Ankündigung mit den deftigen Kommentaren.

(Wo Feuer ist kann ein wenig Öl nicht Schaden: Ja so lasst sie doch!)

Nun stieg auch die dpa drauf ein & sogar die Süddeutsche druckte heute die Meldung mit den wüsten Anschuldigungen aus Bloggers Hassstüberl.

Dass Blogs kommentierende oder teilweise schreibende Menschen keine Zeit haben, um mal eben bei der CSU nachzufragen, wie sie an die Adressen kommen - eh klar. Lieber erstmal „Spam“ und „illegal“ brüllen. Wahrscheinlich dachte einfach keiner daran, dass es genügend legale Möglichkeiten gibt, Adressen zu kaufen. Oder der eine oder andere dachte daran & hielt es aber für völlig abwegig, dass die CSU einen legalen Weg beschreiten würde.

Aber auch die dpa hatte entweder keine für einen Anruf bei der CSU dazu - oder die SZ hat's weggekürzt. Letzteres glaube ich nicht. Unschuldsvermutung oder Gegenrecherche - brauch mer ned.

Ein Feigenblatt hält die dpa in der Meldung noch bereit: „Die Äußerungen sind nicht repräsentativ: Bei politischen Internetseiten ist es häufig so, dass sich dort die jeweilige Gegenseite zu Wort meldet.“ (Mich beschleicht gerade der Verdacht, dass dieser Satz die Rechtfertigung dafür ist, Recherche zu vernachlässigen - wie praktisch, wenn man Gegner und Befürworter auf einer Seite hat. )

Richtig wäre auch gewesen: „Die Äußerungen sind nicht repräsentativ oder durch Fakten gedeckt. Bei Internetseiten ist es häufig so, dass sich dort Unwissende zu Wort melden.“

Äh, zu den Mails: Die CSU ist die Christlich-Soziale Union in Bayern. Würde die einfach UCE (vulgo: Spam) an 300.000 Menschen versenden, hätte sie einen gigantischen Streuverlust. Nur die Bayern haben nämlich die Freude, die CSU wählen bzw. nicht wählen zu dürfen. Zudem habe ich durch harte Recherche in Erfahrung gebracht, dass nicht alle Mailadressenbesitzer wahlberechtigt sind. Ergo braucht die Partei qualifizierte Adressen, und die gibt's bei den entsprechenden Händlern. Die wiederum bekommen sie von Usern, die ihr Einverständnis dazu gegeben haben. Und noch jede Menge weitere Daten. Insofern sind die Empfänger dann selbst Schuld.

Alle, die sich über das vermeintliche Spam-Problem aufregen, haben mein Beileid. Sie müssen derzeit schreiend durch Innenstädte laufen - überall die optische Umweltverschmutzung mit Parteienwerbung mit -schlimmer noch- teilweise unansehnlichen Möchtegern-MdBs darauf. Was die Parteien im öffentlichen Raum veranstalten geht ja wohl über 300.000 oder auch 3.000.000 Mails hinaus. Oh, und hatte schon jemand Parteienpost(wurf)sendungen im Briefkasten? (Die Daten von Erstwählern gibt z.B. das Einwohnermeldeamt an die anfragende Partei heraus). Das ist ja noch viel schlimmer. Oder, garstig garstig, die Werbung in Radio und Fernsehen. Alles völlig legal.

Aber klar, wenn jemand auf die Idee kommt, Mails zu verschicken - das ist illegal und böse. Per se.

Nachtrag: N24- und NZ-Leser wissen mehr. Aus öffentlich zugänglichen Verzeichnissen sollen die Mailadressen sein. Und könnte sich mal jemand um die zitierten Urteile kümmern? Kommt, das müsste doch recht einfach sein. AFAIK ging's um E-Cards. Das hätte dann soviel mit der aktuellen Thematik zu tun wie Schröder mit Lafontainer. Beides sind Politiker. Aber damit hat's sich dann auch.

Nachtrag 2: Minor Changes.

Nachtrag 3: Söder: 300.000 Mails sind kein Spam

3Kommentar(e):

At 16. September 2005 13:34, Anonymous tknuewer said...

Zwei Anmerkungen: Erstens ist das unverlange Versenden von Werbe-Mails an Adressen, die man legal erworben hat trotzdem nicht rechtens.
Zum anderen behauptet Söder, die Adressen stammten aus einer Liste, bei der die Adressaten um die Zusendung gebeten haben. Warum dann also einen großen Bohai machen, wenn man zum ersten Mal eine Information an Leute schickt, die vermutlich viel früher mal auf Informationen gehofft haben? Ich behaupte: Die Sache stinkt!

 
At 16. September 2005 14:45, Blogger Christoph said...

Ja :-) Es gibt immer einen Weg, der nicht rechtens ist. Und einen Weg, der rechtens ist. Von Spam geplagte Menschen und politische Gegner nehmen gleich mal den Weg an, der nicht sauber ist. Und schon geht das Bohai los...

Aber: Internet-Nutzer willigen in weiß-der-Teufel-was ein, kümmern sich nicht um Datenschutz und Privatspäre (Stichwort: Payback) & klicken fleißig auf „Ja, AGB anerkannt“ - auf auch dubiosen Seiten. Tata, schon ist die Zusendung von Mails eben nicht mehr unverlangt. Der User erinnert sich nicht, hat aber zugestimmt.

Über Firmen wie dermohr.de oder az-media.de kann jeder seine Mailings an die Zielgruppe bringen, die er haben will - das ist das, was in der Umgangssprache mit "Adressdaten kaufen" beschrieben wird. Tatsächlich mietet man sie, egal.

Bei AZ-Media steht dann (langes Zitat, aber lesenswert: „Über AZ Direct können Sie E-Mails an Ihre spezielle Zielgruppe versenden. Wählen Sie Ihre Empfänger z.B. nach Alter, Konsumschwerpunkten oder Mediennutzung aus: Hunderttausende detaillierter Profile von Internet-Surfern und Online-Shoppern stehen zur Verfügung. Und das Beste: alle User haben ihr ausdrückliches Einverständnis gegeben, Werbung via E-Mail zu erhalten.

Über AZ haben Sie die einmalige Möglichkeit, auf die E-Mail-Listen solch etablierter Online-Unternehmen wie GMX, webmiles, domeus und lotty.de oder auf die Ergebnisse online-orientierter Befragungen von Claritas zurückzugreifen. Und natürlich übernimmt AZ auch gerne die inhaltliche Gestaltung Ihrer Werbe-E-Mails.“ (Link: http://www.az-direct.com/azonline/static/loesungen/adressen_info/consumer/email_marketing.html )

 
At 20. September 2005 10:35, Anonymous Anonym said...

Die CSU hat versagt, das ist klar. Stoiber und sein Wahlkampfleiter Söder müssen abtreten. Der Wahlkampf der CSU war mist - SMS-Aktionen und immer wieder der Singsang von Söder-Blöder im TV. So etwas schätzt doch kein Wähler der CSU!!! Sollen wir Söder nicht etwas spenden, dafür dass er der SPD so viel Stimmen geschenkt hat?

 

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