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23.8.05

Politiker meinen: Wählen gehen!

Das würde mich, wäre ich Nichtwähler oder Demokratie-Skeptiker, nun wirklich überzeugen: www.wahl-fang.de. Total.

Gregor Gysi (Politiker, nach der Wahl vorauss. hauptberuflich*), Christian Wulff (Politiker, hauptberuflich), Hans Eichel (Politiker, hauptberuflich), Ulrich Kelber (Politiker, hauptberuflich) und Hans Joachim Otto (Politiker, hauptberuflich) erklären, warum wählen wichtig ist. Werbung in eigener Sache ist ja nicht verwerflich. Hier werben die für Demokratie, die bei allem Engagement und aller Leidenschaft, die sie antreiben mag, monetär immens von ihr profitieren. Besonders glaubwürdig und edel wirkt das nicht, sicher schon gar nicht auf die Zielgruppe der Kampagne.

Die Liste lässt sich fortsetzen, bei jedem Neuaufruf der Seite werden andere Kandidaten aus einer Liste von 80 Menschen präsentiert, die erklären, warum man wählen gehen soll.

80 Menschen also, die für unsere Demokratie eintreten.

Lasse ich alle Nasen weg, die ein auskömmliches Einkommen direkt aus dem politischen Betrieb ziehen, z.B. als Mitglieder des Bundestags oder Mitglieder von Regierungen, wer bleibt dann dann noch?

Sabine Christiansen (Polit-Talkerin), Jan Hendrik Becker (Politikwissenschaftler, Viva-Moderator), Hans-Olaf Henkel (ehem. Polit-Lobbyist), Dieter Hundt, (Polit-Lobbyist), Johannes B. Kerner (Polit-Talker), Jürgen R. Thumann (Polit-Lobbyist), Ulrich Thöne (Gewerkschafts-Chef), Uwe Vorkötter (Journalist), Jörg Sadrozinski, (Journalist), Ulrich Wickert, (Journalist), Hubertus Schmoldt (Gewerkschaft-Chef), Alexander Schorsch (ehem. Lobbyist), Johannes Züll (Chef eines Nachrichtensenders)

Allesamt Menschen, die sich qua Beruf für Demokratie aussprechen sollten, weil sie sonst Glaubwürdigkeit und / oder Job verlieren würden. Edle Motive und echte Überzeugung treiben sie sicher an, aber auch hier stellt sich wieder das Problem der Glaubwürdigkeit. Zu große Nähe zum Politbetrieb stellt nicht automatisch große Glaubwürdigkeit bei denen her, die zweifeln.

Aber... abseits davon... gibt es nicht Menschen, die sagen: Politik, nun, meine Welt ist das nicht, interessiert mich auch nicht - aber zu schätzen weiß ich die Demokratie schon. Frieden, Freiheit, Eierkuchen, Wählen ist wichtig?

Von wem hat wahl-fang also noch eine Stimme für die Demokratie eingefangen?

Ganz übersichtlich:
  • Michi Beck
  • Kerstin Kramer
  • Ulricke Folkerts
  • Erich Loest
  • Gabriele Metzger
Fünf Menschen, von denen ich einen aufgrund seiner Biografie -und wohl auch weil ich Bücher von ihm mag- respektiere und für besonders Glaubwürdig halte. Und leider, ausgerechnet Erich Loests Antworten lesen sich wie hingerotzt, schwach, matt, entmutigt.

Von 80 neudeutsch Testimonials nur fünf, die nicht Profiteur dessen sind, was sie preisen. Wo sind andere Stimmen?

* hauptberuflich hier definiert als: Die o. g. Personen erhalten aus ihrer Politikertätigkeit ein Einkommen, das völlig zur Bestreitung des Lebensunterhaltes ausreicht. Wenn sie weitere Einkommen haben, die die Einkünfte aus politischen Tätigkeiten marginalisieren spricht das nicht gegen die Einschätzung "hauptberuflicher Politiker", sondern eher dafür, dass die Einkünfte wohl nicht reichen, um die eigenen Ansprüche zu befriedigen ;)

3Kommentar(e):

At 23. August 2005 23:17, Anonymous gretchen said...

Politikern "Werbung in eigener Sache" vorzuwerfen, weil sie für die Ausübung des Wahlrechts werben, ist ja eines (kommt darauf an, wie man "eigene Sache" definiert). Ihnen dann allerdings zu unterstellen, daß sie das aus monetärem Interesse tun, ist, na ja, schlicht unlogisch (mal abgesehen davon, daß sie für das runtertippen ihres Textchens sicher Geld bekommen haben). Gysi z.B hat zur Zeit gar kein Amt. Gut, er will eines, aber dann wäre es sicher einfacher gewesen, einfach das zu behalten, das er schon hatte. Ich glaube nicht, daß sich jemand einen Wahlkampf antut, wenn er nicht wirklich an die Richtigkeit seiner Überzeugungen glaubt. In der freien Wirtschaft kann man (vor allem wenn man schon einen bekannten Namen hat) sicherlich mehr Geld mit weniger Zeitaufwand verdienen als im Bundestag. Ich denke eher, Ursache und Wirkung sind genau umgekehrt. (Diese Leute halten Politik nicht für wichtig, weil sie damit/darüber ihr Geld verdienen, sondern sie arbeiten damit, weil sie für wichtig halten. So, fertig.

Halt, doch nicht.
Allen Wahlverweigerern empfehle ich, einfach das "Zweckbündnis" zu wählen, den Zusammenschluß aus APPD und der PARTEI.

 
At 24. August 2005 01:33, Blogger Hendrik said...

Mmm, nackt.

 
At 24. August 2005 10:39, Blogger Christoph said...

Gretchen, ich unterstelle ihnen nicht, dass sie es aus monetären Interessen tun. Darum geht's: „Besonders glaubwürdig und edel wirkt das nicht, sicher schon gar nicht auf die Zielgruppe der Kampagne.“ Werbung in eigener Sache ist doch ok, das Ringen um die besten Konzepte für unser Land ehrenwert etc., aber ich bin doch ziemlich skeptisch, dass solche Kampagnen bei Menschen verfangen, die nicht wählen wollen. Ihre Einstellung ist womöglich davon beeinflusst, dass sie Politiker für nicht glaubwürdig halten.

 

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