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16.9.04

.:Touristen. Urlauber. Bayern. Gna.de

Irgendwie muss man ja zur Arbeit kommen, wenn man schon eine hat. Ich benutze dafür regelmäßig die S8. Toll, weil die Linie so ziemlich als Erste in München die neuen, komfortablen Wagen hatte. Liegt wohl daran, dass sie vom und zum Flughafen führt und deshalb die Gäste der Landeshauptstadt transportiert. Da liegt mein Problem.

Urlauber sind toll, phantastisch, großartig – wenn man ihnen im Urlaub begegnet.

Aber morgens mit Horden gutgelaunter – weil zum Flughafen fahrender und in die Ferne fliegender – Menscher zur Arbeit zu fahren verlangt einem schon 'was ab. Gerade dann, wenn man sich erholt hat, sind die acht bis zehn Stunden Arbeit vorbei und man fährt zurück – diesmal mit Horden sonnengebräunter, gutgelaunter, vom Urlaub heimkehrender Menschen.

Die Feriensaison ist bald vorbei. Ein Glück, dann hat der Spuk ein Ende. Damit ich's nicht vergesse, hier meine Highlights der Saison.

Heute


~Bitte zurückbleiben~ tönt nicht von ungefähr der Lautsprecher an jeder Station. Gedacht ist der Spruch als Hinweis an die Fahrgäste, sich jetzt nicht mehr in den Zug zu zwängen. Manche tun's dann trotzdem, springen eben noch rein, während sich die Türen schon schließen. Heute wieder das selbe Spielchen am Ostbahnhof. Ein Mann springt eben noch herein, dann ist die Aufregung bei ihm groß: Seine – ebenfalls koffertragende – Frau steht noch draußen. Jetzt hilft auch keine Hektik mehr, aber das verhindert sie auch nicht: Hilfloses handyhin- und hertelefoniere zwischen den beiden, bis ein Bayer resolut eingreift. Mit deutlichen Worten gibt er dem sich durch seinen österreichischen Dialakt als Touristen verratenden Mann zu verstehen: Raus am Leuchtenberging, zum andern Gleis, nächste Bahn zurück, dann in 20 Minuten nochmal versuchen, mit der Frau gemeinsam die S8 zu besteigen. Aber mein ~All-Time-Favourite~ ist eine andere Begebenheit. Doch zuerst die ~Nominees~:

Platz drei



Morgens, wirklich früh am Morgen. Rumpf-Familie – Mutter und zwei Töchter – fährt mit etlichen Koffern bepackt zum Flughafen. Die jüngste scheint noch zu Müde zum plappern, aber die mittlere, wohl rotzige 16, hadert mit ihrem Schicksal, in dem Fall ihrer Mutter: Oh man, so früh. Der Urlaub, oh ne. Sie kann gar nicht zur Party, nöl. Und außerdem: Der Zeitunterschied. JetLag. Heute Abend in Amerika, total erledigt.

Danke auch. Zum Glück muss ich hier aussteigen, bei so einem Schicksal kommen mir ja gleich die Tränen.

Platz zwei



Wenn ich abends gegen halb neun von der Arbeit kommend an der S-Bahnstation stehe, wähne ich mich ja sicher vor Touristen. Gut, es kann schon sein, dass eine spät landende Billig-Airline eine Airbusladung voll Pauschaltouristen aus einem ~Club~ in All-Inklusivistan in die S-Bahn spuckt. Aber die Gefahr ist gering. Auch die Station liegt verlassen da. Drei Menschen auf circa 200 Metern. Da hat sich doch was bewegt! Die Frau, 50 Meter rechts von mir, die bewegt sich doch. Bewegt sich auf mich zu. Alarm, hätte mir da mein Gehirn signalisieren sollen. Sie steht bei mir. Ich hör mich statt ~Iche nixe verstehn *keuchhustschnief*~ sagen: ~So in etwa sechs Minuten~. Die Frage war ja auch harmlos: ~Entschuldigung, wissen Sie, wann die nächste S-Bahn kommt.~

Im nächsten Moment ist mein Gehirn dann doch wach und jagt mir folgenden Gedanken durch den Kopf: ~Hilfe, sechs Minuten können so lange sein~. Grund: Die Frau redet weiter. Ich weiß jetzt: Sie ist von ihrem Mann getrennt, die kleine Tochter ist gerade bei ihm. Sie ist eine Station zu weit gefahren. Muss deshalb schnell zurück, nach Hause eilen, bei den Nachbarn klingeln. Darf nicht zu spät sein, denn die haben auch eine Tochter, eine kleine. Die schläft ja früh, wissensie. Kanndannnimmerklingeln. Und ich muss doch meine Schlüssel bei ihnen holen, wissensieichkommejageradeausdemurlaub.

Danke. Ich kann mich nicht erinnern, was gefragt zu haben.

Platz eins



Morgens, nicht früh, aber Samstags. Die Stadt döst, die S-Bahn zuckelt stadtauswärts, Richtung Flughafen. Mein Blick schweift mangels Zeitung sowie mangels attraktiver Fahrgästinnen auf den Bahnsteig, am dem die S8 gerade anhält. Seltsam, denk ich mir. Dass nur einer dasteht ist ja noch normal, aber er hat ein Fahrrad und zwei Koffer dabei. Schwer zu transportieren, denke ich. Die Türen öffnen sich, der Mann springt mit Rad rein, stellt es ab, springt wieder raus, greift beide Koffer, dreht sich um. Die Türen schließen sich, die Bahn fährt weiter.

Merke: Wenn nur eine Person am Gleis steht, hält die S-Bahn kürzer als Michael Schumacher beim Reifenwechseln.

Faszinierend, wie viel ich schreibe, wenn ich eigentlich etwas anderes tun sollte. Geholfen hat es nichts, dann wird eben jetzt ein wenig aufgeräumt. Morgen muss es erledigt sein.

1Kommentar(e):

At 17. September 2004 15:09, Blogger pjat said...

muahahahaha...
mal 'ne frage: wird das zur wiesn-zeit noch schlimmer?!

p.s.: faszinierend wie viel ich lese, wenn ich eigentlich was anderes tun sollte... ;)

 

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